Schlussworte zu meiner Reise


Es warten noch ein paar von euch auf ein Fazit, ein Ende meines Berichts. Ich tue mich damit sehr schwer, weshalb ich mir damit auch sehr viel Zeit gelassen habe. Da unser Bau aber schon auf dem Weg in die erste Kurve ist, möchte ich das hier abschließen und danach ein bisschen vom Hausbau berichten.

Ich denke noch sehr oft an die schöne Zeit in Korea zurück. Vor allem nachdem ich vor einer Woche lieben Besuch aus Kopenhagen bei mir hatte. Was Kopenhagen mit Korea zu tun hat? Na klar, ihr wisst es schon. Eine der Adoptierten die ich in Seoul kennengelernt habe lebt dort. Maja war mit mir auf dem FTH und ist zu einer guten Freundin geworden. Wie sehr habe ich mich gefreut, dass sie hier war. Wir haben sehr viel geredet und dabei ist mir nochmal mehr bewusst geworden, dass niemand der nicht selbst adoptiert ist, mich wirklich verstehen kann. Wir haben so viele ähnliche Gedanken mit uns herumgeschleppt, seit wir zurück sind. Vor allem die Erkenntnis, dass es schwer fällt mit anderen über das Erlebte zu reden.

Viele Menschen haben mich angesprochen, seit ich wieder da bin. Diejenigen die den Blog nicht gelesen haben, fragen mich, ob ich einen schönen Urlaub hatte. Und die meisten Leser hier fragen mich, ob ich froh bin die Reise gemacht zu haben und endlich dieses Kapitel abschließen zu können. Beide Fragen überfordern mich immer ein wenig. Urlaub? Haha, selten soviel geheult im Urlaub. Aber zu erklären, dass es eben kein Urlaub war, ist mir dann auch zu mühsam. Also nicke ich meist nur und wechsle das Thema. Bin ich froh? Ja, ich bin sehr froh. Denn ich habe gelernt, dass Korea sehr sehenswert ist. Und dass Korea ein Teil von mir ist. Und damit meine ich nicht nur den offensichtlichen Teil, nein, Korea ist tief in mir verwurzelt, so wie ich meine Wurzeln in Korea habe. Ein Teil von mir ist auch dort geblieben, um meine ausgerissenen Wurzeln wieder wachsen zu lassen und die Wunden zu heilen. Ich bin mir nicht sicher, ob ich diesen Teil von mir zurückgelassen habe oder ob er mir schon immer fehlte und ich ihn nun gefunden habe. Ich bin mir mit vielem nicht sicher und eigentlich habe ich nun viel mehr Fragen als vorher. Meine Gefühle drehen sich auch noch immer im Kreis. Doch die Wut und die Enttäuschung treten in den Hintergrund, wenn ich daran denke wie viele nette Menschen ich getroffen habe und wie viele neue Freunde ich gewonnen habe. So kann ich sagen, die Reise hat sich gelohnt. Aber die Suche, die ich nicht vorbei. Die ist niemals vorbei, denn die schwarzen Lücken in meinem Leben bleiben und sie verlangen immer mal wieder danach gefüllt zu werden. Und wer weiß, vielleicht überlegt dieser Mann es sich anders und es fällt ihm plötzlich ein, dass er doch einst eine Tochter hatte. Oder die Gesetze in Korea werden zugunsten der Adoptierten geändert. Es gibt viele Möglichkeiten und es kann alles passieren. Nur eins ist gewiss, ich weiß nun, dass auch Korea in mir steckt und dass ich diese bisher unbekannte Seite weiter pflegen möchte. Darum bin ich sehr froh ein paar koreanische Freunde an meiner Seite zu haben, die die Koreanerin in mir lebendig halten.

Ich danke euch noch einmal fürs Mitlesen und Mitfühlen. Es hat mir oft geholfen, zu wissen, dass ich nicht alleine bin, sondern Menschen habe, die hinter mir stehen. Allen voran natürlich meine Familie, ich liebe euch.




Gwanju Fortsetzung


Es ist schon einige Zeit vergangen, seit meiner Rückkehr. Ich bin wieder im Alltag angekommen. Trotzdem möchte ich meine Berichte fortsetzen, besonders natürlich den letzten. Und genau hier werde ich nun anknüpfen.

Wir standen also vor dem Kindergarten und ich habe fotografiert, während meine Männer schon wieder fleißig recherchiert haben. Die Erzieherinnen wussten allerdings gar nichts,  da sie alle noch nicht so lange in der Stadt lebten.  Sie rieten uns nur,  wie so viele vorher, ins Communitycenter zu gehen,  um dort nach Informationen zu fragen.  Da es in Sichtweite war,  entschlossen wir zuerst dorthin und dann zum Golden Hotel zu gehen.  Und wieder begann das gleiche Frage- und Antwortspiel.  Auch hier wurde telefoniert und in alten Akten geblättert. Aber es ergab sich nichts Neues.  Wir hinterließen einen Flyer und machten uns auf den Weg zum Golden Hotel. Als wir die Straße wieder zurück liefen,  hielt uns eine alte Dame an,  die uns mit einem Rollator entgegen kam.  Sie saß auch vor dem Supermarkt,  als wir ankamen.  Byungho unterhielt sich kurz mit ihr.  Ich bin noch immer begeistert von seiner Art mit anderen Menschen zu reden.  Er ist so ein toller Kerl. Das muss ich einfach noch einmal betonen. Nachdem sie sich verabschiedeten erklärte er uns,  dass die Dame ihm erzählt hatte,  dass das Kyeung Heun Inn etwas weiter die Straße runter stand und  nicht wie wir wussten,  bei dem Kindergarten.  Wir ignorierten das erstmal,  denn die Frau schien schon sehr alt und etwas tüddelig.  Trotzdem sprintete Byungho zurück,  um noch schnell ein Foto des besagten Gebäudes zu machen.  Zurück bei uns gingen wir nun endlich zum Golden Hotel.  Und es war wirklich ein sehr altes Hotel.  Der Eingang befand sich im Hinterhof und mir kam das Gebäude sehr heruntergekommen vor.  Die Dame am Eingang rief von ihrem Glaskasten aus den Besitzer nach unten,  der uns ein paar Minuten später im Hof begrüßte.
Er wirkte eher distanziert, taute aber während der Unterhaltung auf und erzählte ein wenig von dem Hotel in dem ich gefunden wurde. Es war so etwas wie eine Pension.  Der Besitzer lebte dort und vermietete einzelne Zimmer.  Dieser sei,  Zitat: „fett und ungesund“  gewesen,  weshalb er annahm, dass er nicht mehr am Leben sei.  Von einem ausgesetzten Baby wusste er aber auch nichts.  Es gab damals einfach zu viele dieser Geschichten. Zu unserer Überraschung sprach auch er von dem Gebäude schräg gegenüber des Kindergartens.  Byungho hatte zum Glück das Foto gemacht und konnte es ihm zeigen und tatsächlich er bestätigte was die alte Dame vor ihm schon gesagt hatte.  Das Hotel hat dort gestanden. Es wurde aber vor ein paar Jahren abgerissen. Das Bild in meinem Kopf hatte schon vorher ein paar Risse bekommen und zersprang nun völlig in tausend Stücke.  Ich hatte das Haus gesehen,  das dort stand und es kam mir ungepflegt vor und ich hatte mir doch so gewünscht, dass es dieses hübsche blaue Haus mit den bunten Bildern und dem Spielplatz davor war. Ich war so müde und niedergeschlagen aber ich hatte keine Tränen mehr.  Wir kehrten also nochmal um und liefen erneut die Straße entlang.  Ich fragte mich ständig, was damals wohl passiert war.  Wer uns gesehen hatte,  ein Ehepaar mit einem fast noch neugeborenen Baby.  Haben sie mich auf dem Arm getragen oder,  wie es in  Korea üblich war in einer Tragehilfe (eine Art Decke mit Bändern,  Podaegi genannt) auf dem Rücken? Haben sie geredet?  Oder sind sie schweigend nebeneinander her gegangen?  Habe ich geweint oder geschlafen? Ich muss Schmerzen gehabt haben, haben sie versucht meine Wunden nicht zu berühren, um mir nicht noch mehr Qualen zu bereiten? Welche Häuser gab es damals schon und sind sie den gleichen Weg mit mir gekommen,  den ich gerade mit Raphael und Byungho  entlang ging? Only the mountains know.  Immer wieder kam mir dieser Satz in den Sinn.  Niemand konnte sich erinnern und es wurde so vieles umgebaut,  aber die Berge waren schon immer dort.  Sie sind meine stummen Zeugen.
Als wir vor dem Gebäude ankamen,  erklärte Byungho mir,  dass es sich um ein Seniorenzentrum handelt. Also eine Tagespflegestation für alte Menschen. Das tröstete mich ein wenig,  denn dabei handelt es sich ja ebenfalls um eine gute Einrichtung. Wir sahen hinein,  es war auch jemand drin und wir klopfen. Wie so oft kamen erstmal misstrauische Fragen aber als sie meine Geschichte hörte,  öffnete sie die Tür und trat zu uns nach Draußen.  Eine der betreuten Seniorinnen folgte ihr und setzte sich vor die Tür,  weshalb noch eine weitere Pflegerin unserem Gespräch folgte.  Sie konnten nicht viel helfen und boten uns deshalb noch etwas zu trinken an. Da es kurz vor dem Erntedankfest war,  gab es 식혜 (Sikhye). Ein traditionelles Getränk aus Reis und süßem Reiswein und viel Zucker.  Es war nicht unbedingt lecker,  weshalb ich meinen Becher schnell leerte.  Es stellte sich als falsche Taktik heraus,  denn der Becher wurde sofort wieder aufgefüllt. Wir erfuhren,  dass die Besitzerin der Hauses im oberen Stockwerk wohnt und vermutlich dort auch anzutreffen sei.  Und wir erfuhren weiterhin,  dass es sich dabei um die alte Dame mit dem Rollator handelte.  Wir waren erstaunt und brachen mal wieder in Gelächter aus.  Was für ein Zufall und wir haben sie für wirr gehalten.  Wir liefen also die Treppe hoch und klingelten.  Nach einer Weile wurde die Tür geöffnet und eine Frau schaute und kritisch an.  Wieder erzählte Lee und wieder stieß er auf Verständnis.  Die alte Dame hatte unser Gespräch schon gehört und kam ebenfalls zur Tür.  Wir erfuhren von ihr,  dass sie das Hotel vor zehn Jahren gekauft hatte und es abreißen ließ,  um das neue Haus darauf zu bauen. Viel mehr konnte sie uns nicht sagen.  Nur,  dass es noch einen alten Herrn im Haus nebenan gab,  der uns vielleicht helfen könnte. Auf die Frage,  ob sie ein Foto von dem alten Gebäude habe antwortete sie bedauernd,  dass sie es leider nur zerstören ließ aber kein Bild mehr davon hätte.
Von dem alten Mann erfuhren wir,  dass es am Anfang der Straße ein Café gibt,  dass schon damals existierte und nun von den Kindern der Besitzer geführt wird.  Sonst wusste auch er nichts.  Natürlich kehrten wir direkt in dem Café ein und nutzen die Gelegenheit für eine kleine Pause.  Es war ein sehr hübsches, kleines Café und der Eistee richtig lecker.  Der Chef war ein junger Mann Mitte-Ende Zwanzig,  er rief sofort bei seinen Eltern an,  um sich zu erkundigen,  ob sie Informationen für uns hatten.  Wieder konnten sie sich nicht an ein Baby erinnern,  dafür wussten sie den Namen des Hotelbesitzers noch.  Leider hatte der alte Mann vom Golden Hotel recht,  denn er war vor ein paar Jahre  schon gestorben. Damit endete unsere Tour nach Gwanju.  Wir machten uns auf den Weg zurück nach Seoul, dort fand nämlich gerade ohne uns das Closing Dinner statt. Nachdem wir dreizehn Stunden unterwegs waren, tat es uns sehr gut,  dass wir von den anderen mit donnerendem Applaus begrüßt wurden.

Dieser Tag war für mich der wichtigste und wertvollste aber auch der anstrengendste Tag der ganzen Reise.  Auch jetzt noch, genau vier Wochen später, erschöpft mich dieser Bericht noch sehr.  Deshalb mache ich hier eine Pause und werde demnächst noch mehr schreiben.




Aufarbeitung unserer Tour nach Gwangju


Mittlerweile bin ich wieder zuhause und leide noch sehr am Jet Lag und an Fernweh. Ich vermisse Seoul sehr und natürlich meine neuen Freunde.
Um ein echtes Fazit meiner Reise zu schreiben ist es noch zu früh. Ich bin noch sehr durcheinander und arbeite hart daran zu mir und zu meiner Familie zurück zu finden.
Trotzdem möchte ich ein bisschen was schreiben. Und zwar erzähle ich euch von diesem ganz besonderen Tag in Gwangju.

Jacob hatte es tatsächlich geschafft und einen Volunteer für mich gefunden.  Rapahel hielt ebenfalls sein Versprechen und begleitete mich und Byungho nach Gwangju . Wir starteten gegen 8:30 Uhr.  Der Weg war relativ unkompliziert, wir mussten nur einmal von der U-Bahn in den Bus umsteigen.  Da dieser angenehm leer war,  hatten die beiden Jungs Gelegenheit die Akten nochmal durchzusehen und unser Vorgehen zu planen.  Zuerst wollten wir eine kleine Polizeistation im Süden der Stadt aufsuchen,  weil in der Nähe das Communitycenter ist.  Das ist eine kleinere Version des Rathauses.  In der kleinen Polizeistation konnten sie uns allerdings nicht wirklich helfen. Dort hatten sie nämlich nichtmal Computer.   Sie rieten uns nur,  es in der nächsten etwas größeren Station zu versuchen. Wir hinterließen also einen Flyer und machten und auf den Weg zu besagter Polizeistation.  Dort verfügten sie tatsächlich über einen Computer mit Internetanschluss sogar,  waren aber trotzdem eher hilflos.  Aber immerhin waren sie bereit eine erneute polizeiliche Suche nach meinen leiblichen Eltern in die Wege zu leiten.  Das ist eigentlich eher unüblich und benötigt normalerweise einen größeren Papierkrieg,  Byungho hat aber verbissen darum gekämpft und durfte am Ende das Formular für mich ausfüllen.  Anschließend erfragten wir uns den Weg zum Communitycenter und suchten auf Anraten verschiedener Quellen nach einem Taxi. Das erwies sich allerdings als unerwartet schwierig.  Selbst per Anruf war nichts zu machen.  Wir liefen also etwas ratlos umher und stießen dabei auf das Büro eines Immobilienmaklers.  Meine Jungs sind natürlich geistesgegenwärtig reingegangen,  um zu erfragen,  ob ihm das Hotel bekannt sei.  Der Makler war zwar sehr in Eile,  suchte uns aber trotzdem die Telefonnummer und die Adresse eines Büros raus,  das sich um die Verwaltung und den Verkauf von Hotels kümmert.  Praktischerweise war es ebenfalls im Communitycenter zu finden,  unpraktischerweise gab es noch immer kein verfügbares Taxi.  Wir stiefelten also weiter in der Sonne herum.  Es war wirklich einer der heißesten Tage mit etwa 30°C im Schatten.  Von Schatten konnten wir aber nur träumen.  Außerdem konnten wir unseren Weg bald nicht mehr fortsetzen,  weil er über eine Schnellstraße führte, die keinen Fußweg hatte.  Raphael versuchte es sogar per ausgestrecktem Daumen aber so richtig populär scheint diese Geste in Korea nicht zu sein,  schlossen wir aus den Gesichtern der Fahrer in den vorbeifahrenden Autos.  Ich glaube nicht wenige von ihnen haben sogar beschleunigt.  Wir hatten trotzdem Glück, denn ein Taxi bog in die Straße und nahm uns auf. Wir waren erleichtert,  dass uns ein langer Fußmarsch erspart geblieben ist.  Und wir waren sehr erstaunt, dass wir nach ca. dreiminütiger Fahrt am Ziel waren. Ach,  was haben wir gelacht.  Ich muss noch immer grinsen,  wenn ich daran zurück denke.  Byungho fand schnell einen Ansprechpartner und für uns hieß es warten.  Am Schreibtisch wurde getippt und geblättert,  es wurden Anrufe getätigt und alte Dokumente aus dem Archiv geholt.  Ganz offensichtlich waren sie in diesem Büro wirklich bemüht etwas für uns zu finden. Die Wartezeit dehnte sich für mich schier unendlich. Ich wollte mir keine Hoffnungen machen und doch glomm ein kleiner Schimmer in mir auf,  als ich die alten Dokumente vor mir sah und immer mehr Angestellte für uns arbeiteten.  Nach einer gefühlten Ewigkeit kam jemand zu uns an den Tisch und erklärte uns was es mit dem Hotel Kyung Heung Inn auf sich hatte.  Es hätte in der Stadt drei Hotels mit diesem Namen gegeben,  es schien ein Begriff für diese Art von Unterkunft zu sein,  denn der offizielle Name des Hotels sei anders.  Das erste,  das in dem ich gefunden wurde existiert nicht mehr, das zweite wurde gerade von einem jungen Mann übernommen und das dritte,  das Golden Hotel gibt es noch und wird von einem alten Mann geführt.  Sofort fragte Byungho (da er sich selbst Lee nennt,  werde ich das nun auch machen)  Lee fragte also sofort nach dem Namen und Kontaktdaten des Mannes und hatte Glück.  Er hat ihn erreicht und wir konnten ihn treffen.  Als wir dann noch erfuhren, dass mein altes Hotel nun als Kindergarten genutzt wird und noch intakt sei,  brachen alle Dämme.  Ich war wirklich oft den Tränen nahe aber so richtig laufen wollten sie nicht.  Aber dort mitten im Büro mit lauter befremdlich dreinblickenden Fremden habe ich geheult wie ein Schlosshund, so richtig mit Schniefen und Rotz und diesem Heulschluckauf den man dann bekommt.  Lee war sichtlich überfordert und suchte schnell das Weite,  um andere Informationen zu finden.  Aber Raphael blieb bei mir,  nahm mich in den Arm und tröstete mich.  Das tat mir sehr gut.  Als ich dann soweit wieder hergestellt war, warteten wir auf ein Taxi und ließen uns an den Ort des Geschehens bringen.  Wir stiegen an der Hauptstraße aus,  direkt vor der Straße in der ich gefunden wurde und die ich jahrelang gesucht habe.  Bevor wir allerdings das Gebäude ansahen nutze Lee die Chance und interviewte ein paar alte Leute,  die vor einem alten Laden saßen. Sie kannten das Hotel auch und auch den alten Mann vom Golden Hotel. Und dann kam der Moment der Wahrheit.  Wir gingen ein Stück die Straße entlang und standen schon bald vor einem großen Haus in freundlichem Blau gestrichen aus dem fröhliche Kinderstimmen drangen. Ich glaubte mich endlich am Ziel und fotografierte und wünschte mir so sehr,  dass dieses hübsche Haus,  in dem Kinder so fröhlich sein konnten,  wirklich das Haus war in dem ich gefunden wurde.  Aber es sollte anders kommen….




Tage 12&13


Gestern war ich einfach zu müde um noch was zu schreiben.

Es ist allerdings nicht mehr sehr viel passiert.  Wir sind noch ein wenig durch die Stadt gelaufen und haben sehr lecker zu Abend gegessen.  Leider habe ich es nicht mehr geschafft mir die Banpo Brücke anzusehen.  Dafür war das Abendessen sehr lustig.  Wir sind zu sechst losgezogen und wollten noch einmal Barbecue machen. Wir haben ein kleines Restaurant in Hongdae gefunden und haben bei den älteren Damen dort Rind-und Schweinefleisch bestellt.  Es wurde wieder mit vielen kleinen Beilagen und Salatblättern serviert. Neben mir stand gerade eine der Bedienungrn,  als ich mir ein Salatblatt nahm und es in dee Hand hielt,  währebd ich mir überlegte, was ich drauf legen sollte. Da nahm sie ihre Zange,  packte mir drei Stücke Fleisch auf den Salat,  dazu lauter scharfes Zeug und nahm das Blatt und bd faltete es für  mich zu einem riesigen Paket zusammen.  Dann stand sie vor mir,  mit weit geöffnetem Mund und machte so lange „aahhhhh“,  bis ich schließlich den Mund öffnete und sie mir prompt das ganze Teil in den Mund stopfte.  Und dann,  gerade hatte ich alles runtergewürgt,  kam sie mit dem nächsten Salatbrocken und stopfte direkt nochmal nach.  Wir haben so sehr gelacht.  Danach war ich immer besonders schnell mit dem Essen, damit sie nur nicht auf die Idee kam mir nochmal helfrn zu müssen. Während wir aßen, kam unsere Sozialarbeiterin mit ihrem Mannan uns vorbei und erklärte uns, dass Goal uns einladen würde und übernahm die Rechnung für uns.  Das war sehr lieb.

Zurück im Boa Guesthouse haben wir noch ein bisschen Jenga gespielt und Soju getrunken.  Morgens habe ich den Koffer geschlossen und ausgecheckt. Ich war danach noch mit Maja in Sincheon unterwegs und habe zu Mittag  Putenschnitzel gegessen.  Anschließend bin ich mit Amy nach Incheon gefahren, um mein Hotel für die letzte Nacht zu suchen. Das ging sogar sehr gut,  ohne dass ich mich verlaufen habe.  Und es ist wirklich schön hier.  Ich habe ein kleines Upgrade und somit die Honeymoon Suite bekommen. Wahrscheinlich, weil ich am Abend vorher per E-Mail um ein Doppelbett gebeten habe,  statt der Einzelbetten.  Ich war auch schon in der Dampfsauna,  das habe ich aber nicht sehr lange ausgehalten. Im Whirlpool habe ich dafür recht lange gesessen. Ansonsten habe ich den Abend verschlafen.  Ich wollte mich nur mal kurz hinlegen und bin sofort weggedämmert.  Zwischendurch habe ich hin und wieder auf die Uhr geschaut und direkt weiter geschlafen. Mein Körper scheint in den Ruhemodus gewechselt zu sein.  Ich den letzten Tagen habe ich selten mehr als 3-4 Stunden geschlafen. Morgen um 8 Uhr kommt der Weckanruf und um 10 fährt mein Shuttlebus zum Flughafen. Und dann heißt es: Auf  Wiedersehen Südkorea,  ich komme wieder.




Tag 11 Grateful


Heute ist so viel passiert, dass ich mir gerade den Luxus einer echten Tastatur an einem echten PC gönne.

AHHHHHHHH! Der PC hat meinen seitenlangen Betrag gefressen. :(

Ich werde ihn morgen schreiben. Ich bin zu müde, wir waren 13 Stunden unterwegs und ich bin saumüde.IMG_20150924_205109Ich kann nur sagen, Danke, danke, danke an die beiden, die mir heute so sehr beigestanden haben und 13h nicht von meiner Seite gewichen bin, denen ich das Hemd vollheulen durfte und die alle Fragen gestellt haben, die ich hatte. Sie haben mich an den Ort gebracht, an dem ich gefunden wurde. Was damals passiert ist? Only the mountains know! Aber es war so wichtig, dass ich dort gewesen bin und ich bin dankbar, dass es nach dieser langen Suche noch geklappt hat.

Nun neigt sich mein Trip dem Ende und ich kann zurückkehren an den wichtigstens Ort, in meine Heimat, mein Zuhause, zu meiner Familie und meinen Eltern. Ich liebe euch und ich freue mich bald wieder bei euch zu sein.




Tag 10


Heute war einfach nur ein schöner Tag.  Der Start war etwas holprig,  weil mich diese Familiensuche einfach zu sehr nervte.  Aber der liebe Raphael hat mir sehr viel geholfen und morgen wird er mich sogar nach Gwangju begleiten.  Das ist der Ort an dem ich gefunden wurde.

Mittags sind wir zum Namsantower gefahren. Es war etwas schade,  dass ausgerechnet heute zum ersten  Mal Wolken am Himmel waren.  Trotzdem war es beeindruckend.  Die Stadt ist unglaublich groß.

Abends war ich mit zwei Männern beim Fußball.  Das hat richtig Spaß gemacht.  Mein Team hat gewonnen aber das sage ich lieber nicht laut,  es war nämlich nicht Seoul,  sondern FC Seognam. Das Spiel fand im World Cup Stadion statt.  Aber es war noch viel Platz.  Wir haben dort auch freie Platzwahl gehabt.  Außerdem glauben die Koreaner wohl,  die  Pfeife des Schieris sei zu leise. Beim Anpfiff donnerten nämlich zwei Feuerwerksraketen in die Luft. Ja,  doch war eins der besten Erlebnisse hier,  vielleicht sogar das beste.




Tag 9 Uffz


Die Zeit rennt nur so davon und ich drehe mich auf der Stelle.  Es wäre ja auch alles gut, wenn ich nur endlich einen Strich ziehen könnte. Aber wenn ich soweit bin,  kommt eine neue Info oder ein neuer Plan und irgendwo in mir wird ein Funke Hoffnung entzündet .

Heute bin ich nach Sangnam gefahren,  um dort nach Informationen zu suchen.  Das ist der Ort an dem meine biologischen Eltern vielleicht gewohnt haben.  Meine Begleiterin war leider sehr erkältet.  So dass wir wirklich nur  da waren und nicht weitergefahren sind um das Motel zu suchen in dem ich  gefunden wurde. Zuerst waren wir in der Cityhall (sowas wie das Rathaus) ,  leider konnten sie uns dort nicht weiterhelfen.  Weshalb wir die nächste Polizeistation aufgesucht haben.  Dort waren sie zwar sehr freundlich und auch bereit zu helfen,  sie konnten allerdings nicht viel tun und haben uns zu einer anderen Polizeistation geschickt.  Da angekommen hatte ich zum ersten Mal das Gefühl etwas erreichen zu können.  Der Officer hat bei der Adoptionsagentur angerufen,  um meine Daten zu erfragen und den Polizeibericht zu bekommen.  Er war sehr interessiert und gewillt uns zu helfen.  Es kam sogar jemand um uns den schlechtesten Kaffee der Welt zu bringen.  Zum Glück kam derjenige nochmal zurück,  um uns nkch eine koreanische Birne zu bringen.  Damit konnte ich den furchtbaren Geschmack wieder von meiner Zunge spülen.  Leider waren Kaffee und Birne das einzige was wir bekommen haben.  Denn kurze Zeit später rief SWS an,  um mitzuteilen,  dass sie keine Auskünfte erteilen dürften. Auch nicht an die Polizei und die Papiere dürften sie auch nicht aushändigen.  Äh… Es war ein Polizeibericht?  Es stinkt wirklich irgendwas tierisch zum Himmel ubd das nervt mich so sehr.  Sie haben auch meine arme Begleiterin am Telefon zusammengestaucht und ihr gesagt,  dass der Mann,  den sie gefunden haben nicht mein Vater ist und ihn auch nicht kennt. Sie wollten rn mir weder das Geburtsdatum sagen,  noch waren sie bereit wenigstens das Alter zu verraten.  Sogar der Polizist ist nach dem Telefonat zurück gerudert und hat uns erstmal eine Räuberpistole aufgetischt.  Die Gesetze würden die Eltern schützen,  denn vor einigen Jahren hätte ein Mann seine Eltern  gefunden und aus Rache die Mutter erschossen.  Was natürlich komplett erlogen war.  Aber okay,  irgendwas stimmt da ganz und gar nicht und ich kann nicht sagen was.  Ich wäre gerne morgen nach Gwangju gefahren,  um dort weiterzusuchen aber es gibt keinen Begleiter für mich.  Vielleicht versuche ich es alleine. 

Ansonsten war ein schöner Tag. Wir haben viel gelachtt und hatten Spaß.




Tag 8


Ich war heute alleine unterwegs und bin deshalb recht früh im Bett. Ich werde versuchen die Zeit für meinen Blog zu nutzen. Ich würde euch sehr gerne mehr Fotos zeigen aber weder meine Kamera noch mein Handy wollen so richtig mitspielen.  Also erzähle euch einfach was in den letzten Tagen so passiert ist.
In Chuncheon war er wirklich sehr schön.  Das Hotel war auch toll.  Es gab sogar ein echtes Bad.  Nur warum die Koreaner keine Duschvorhänge oder ähnliches kennen,  bleibt ein Rätsel.  Ich war aber trotzdem froh,  dass ich duschen konnte,  ohne Angst haben zu müssen,  dass gleich der Klopapiereimer umkippt und mir ganz eklige Soße über die Füße plattert…  Gegessen haben wir Dagkalbi,  ein typisches Gericht für die Gegend dort.  Eine Pfanne mit Hühnerfleisch,  Kohl und scharfer Soße.  Das war sehr lecker und hat Spaß gemacht.  Soju und Bier waren natürlich auch dabei.  Die Landschaft dort ist sehr,  sehr schön. Viele Berge und sehr viel Wasser.  Später sind wir in ein Café gegangen,  um uns einen Film anzusehen:“Ein ganz neues Leben“. Ich habe den Raum nach 5 Minuten verlassen, weil ich es mir nicht ansehen konnte.  Es ging um ein Mädchen,  dass vom Vater ins Waisenhaus gebracht wurde,  weil er eine neues Familie gegründet hat, nachdem seine Frau starb.  Ich habe um mich herum so viele andere tragische Geschichten,  das wollte ich mir nicht ansehen.  So hatte ich Zeit mich mit Niks Frau zu unterhalten.  Sie ist sehr lieb und hat mir einiges über seine Geschichte erzählt.  Als der Film zuende war haben natürlich alle geheult.  Das Goal Team war ein wenig überfordert und musste sehr viel Kritik hinnehmen.  Natürlich rief mich am nächsten Tag unsere Sozialarbeiterin zu sich,  jippie.  Sie beteuerte mir,  dass es ihnen alle leid täte,  dass sie diesen Film gewählt hatten.  Es scheint in diesem Jahr eine sehr emotionale Gruppe zu sein. 
Der Tag gestern war ansonsten sehr schön.  Auf dem Rückweg nach Seoul sind wir nach  Nami Island gefahren.  Es ist eine touristische Attraktion und wirklich sehr,  sehr hübsch. Eine Insel mit einem riesigen Park und sehr viel Kunst.  Viele Chinesen reisen dort hin,  um sich zu erholen. Mir hat es auch gefallen und ich konnte mich auf dem Spielplatz mit den Bücherregalen für Kinder etwas erholen.

Heute stand für mich nichts auf dem Programm.  Ich bin den ganzen Tag über in Seoul unterwegs gewesen,  um Souvenirs zu besorgen.  Morgen wird ein sehr anstrengender Tag.  Ich werde mit einem der Volunteers in den Süden fahren. Wir werden versuchen das Motel ausfindig zu machen in dem ich gefunden wurde und anschließend Flyer verteilen.  Das wird vermutlich nichts bringen.  Aber es ist besser als am Ende der Reise zu sein und das Gefühl zu haben nicht alles versucht zu haben.

Ich werde auch versuchen meinen Flug auf Freitag oder Samstag umzubuchen.  Es gibt hier für mich nichts mehr zu tun. Ich habe auch schon viele Sehenswürdigkeiten gesehen.  Alles andere ist mir einfach zu weit weg.  Die Kosten für den Flug kann ich am Hotel sparen so komme ich wahrscheinlich auf die gleichen Kosten.  Leider war die Dame im Reisebüro sehr ungehalten deswegen.  Ich muss sie gleich nochmal anrufen. Mal sehen was dabei rauskommt. 
Ich möchte so gerne zurück zu meiner Familie. Und ich habe es so satt,  dass ich mich auf Englisch nicht so ausdrücken kann,  wie ich es möchte.  Also arbeitet der ganze Scheiß nur in mir und zieht mich doch hin und wieder tierisch runter.  Mir gehen auch die ganzen Menschen und die Hektik auf den Wecker.  Und ständig muss ich meinen Müll mit mir rumtragen,  wenn ich unterwegs was zu Essen oder zu Trinken gekauft habe,  weil es hier schier unmöglich ist einen Mülleimer zu finden.

So,  einmal richtig ausgekotzt geht es mir schon etwas besser.  Danke euch,  ihr Lieben!




Tag 7


Wow, die Hälfte te der Zeit ist um. Der FTH endet sogar schon am Freitag, ich werde aber erst am Sonntag abreisen. Mittlerweile bereue ich diese Entscheidung ein bisschen. Es gibt für mich nichts mehr zu tun und ich habe jetzt freie Zeit,  um alles zu erledigen was ich wollte.  So überlege ich,  ob ich umbuche. Ich vermisse meine Lieben und möchte endlich wieder Schnitzel essen.  Leider fallen mir die Augen zu.  Ich melde mich morgen.  Der Tag heute war anstrengend aber sehr schön. Seit Nachmittag sind wir wieder back in Seoul.  Als ich mein Zimmer wieder bezogen habe,  habe ich ein kleines Geschenk vom Boa auf meinem Bett gefunden.  Sehr süß. Aber ich habe es noch nicht geöffnet weil die Verpackung so hübsch ist.  Ich werde morgen berichten. Habt einen schönen Abend.  ^^




Tag 6


Überraschung, heute bin ich zur Abwechslung mal so richtig kaputt. Was? Das hatte ich schon mal? Okay dieses Mal ist es aber okay kaputt. So dass ich mit dem Gefühl ins Bett gehen kann, dass ich nach einem schönen Tag geschafft bin.
Wir sind heute früh aufgebrochen, um hierher nach Chuncheon zu fahren. Das ist eine Stadt etwas östlich von Seoul mit einem beliebten Erholungsgebiet. Nach diesen emotionalen Tagen war Erholung auch wirklich nötig. Letzte Nacht war ich bis 4:00 morgens allein in Seoul unterwegs, weil ich nicht schlafen konnte. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie viele Alkoholleichen auf dee Straße rumlagen. Alle die noch gelaufen sind, sind quer gelaufen und der Rest lag herum. Ich dachte, das sei nur ein Vorurteil gewesen aber die Koreaner trinken scheinbar wirklich gerne.
Ich habe es aber trotzdem geschafft früh genug aufzustehen und vor der Abfahrt sogar noch meine Banana Ojo zu besorgen. Und dann ging es in die Busse. So komfortabel bin ich noch nie gereist. Total gemütlich und so bin ich, obwohl ich gerne aus dem Fenster geschaut hätte, ziemlich schnell eingeschlafen. Nach einiger Zeit haben wir dann Halt gemacht um zu Mittag zu essen. Es gab kalte Glasnudeln mit Gemüse und Brühe, leider habe ich den Namen vergessen.
Anschließend sind wir weiter gefahren zu einem Cafe das einen wunderbaren Ausblick bescherte. Und als Letztes sind wir Paddeln gewesen. Das hat Spaß gemacht und ich war klatschnass hinterher, weil Tibo eine Wasserschlacht abgefangen hat. Mehr gibt es morgen, sorry aber meinen Augen fallen zu.