image_pdfimage_print

Tag Drei

Wow, das war mal ein richtig harter Tag. Wir waren heute wieder in diesem Seminarraum um uns auf die Besuche bei den Agenturen vorzubereiten. Wir haben uns vorher noch einen kurzen Film angesehen über die Arbeit von Goal und ein paar Geschichten von anderen Adoptierten angesehen. Danach gab es Mittag:  샤부샤부 Shabu Shabu, es ist eine Art Fondue. Mitten auf dem Tisch steht eine große Schüssel mit Brühe auf einer Herdplatte. Am Buffett gibt es dann rohes Gemüse, Fisch oder Nudeln und am Tisch wird Fleisch serviert. Dann wirft man alles in den Pott und wartet. Inzwischen kann man sich den Bauch mit leckeren Salaten und anderen Gerichten vollstopfen. Kimchi, Ddeokkbogi, Reisbällchen, frittiertem Kimbap,…all die tollen Dinge. Ich habe dutzende Sesamblätter mit Reibällchen und Fleisch gegessen, mjammi.
Zurück im Seminar wurden wir in Gruppen eingeteilt, je nachdem durch welche Agentur die Adoption lief. Wir sind dann unsere Akten von Goal durchgegangen und haben noch einmal Tipps für den Besuch morgen bekommen. Leider ist es uns nicht erlaubt einen der Goal Mitarbeiter mitzunehmen. Wir werden unsere Akten also alleine mit einem der Sozialarbeiter der Agentur ansehen.
Ich bin sehr aufgeregt, obwohl ich wahrscheinlich am Ende der Suche bin. Mass Media wie Fernsehen und Radio ist der letzte Weg, wenn alles andere ins Nichts führte. Aber vielleicht finde ich in den Akten noch ein paar Ideen für die individuelle Tour. Ein bisschen ist es wie Sherlock Holmes spielen, meine Tochter hätte dabei sehr viel Spaß.
Abends hatten wir unsere erste Psychorunde und ja, es sind Tränen geflossen, Sturzbäche voll. Unser RunningGag war sehr schnell die Packung Taschentücher, die ständig weitergereicht wurde. Meine Augen sind, oh Wunder sogar trocken geblieben. Aber wie ich eben bin, habe ich auch nicht viel erzählt. Die Geschichten der anderen haben mir gereicht. Und ich habe mich, wie morgens auch schon, die ganze Zeit gefragt wie es sein kann, dass all diese Menschen von ihren Eltern weg gegeben wurden. Wir sind so eine tolle Gruppe mit tollen Charakteren, und hübschen Personen, wie kann das passieren? Babys sind unbeschriebene Blätter, man kann sie formen, wenn man sie nur genügend liebt. Diese Menschen haben soviel erreicht in ihrem Leben, sie haben Grund Stolz auf sich zu sein und sie haben das Recht, dass sie auch Eltern haben, die stolz auf sie sind. Ich bin so wütend geworden auf diese dusseligen Eltern, dass sie diese wunderbaren Persönlichkeiten einfach entsorgt haben. Auf die Agenturen, die damit Geld verdienen, Kinder von ihren Eltern weg zu bringen, auf den koreanischen Staat, dass er das zulässt und uns nun sogar eine Ausnahmeregelung geschaffen hat, damit wir uns unseren koreanischen Pass abholen können. Ihr seht, auch in mir arbeitet es. Und es ging einigen so wie mir. Wir haben eine wirklich tolle Familie mit einer schönen Kindheit und trotzdem bleibt dieses eine Loch. Ich habe es vorhin so ausgedrückt: Ich fühle mich wie ein kranker Baum, dem die Wurzeln fehlen und der im Wind immer wieder kämpfen muss, um nicht den Halt zu verlieren.