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Sprachbarrieren

Wenn ich in unsere FTH Gruppe schaue und auch,
als ich mich mit Sun Mi getroffen habe, denke ich darüber nach, wie seltsam es ist, dass wir alle im selben Land geboren sind und nicht dieselbe Sprache sprechen. Uns verbindet eine Menge, nicht zuletzt etwas so wichtiges wie die Suche nach den eigenen Wurzeln. Einer Suche, die fast alle von uns ihr Leben lang begleitet. First Trip Home,  heißt unsere Reise. Nach Hause sollen wir kommen. Aber wie sehr ist man in einem Land zuhause, dessen Sprache man nicht versteht und dessen Kultur der eigenen so fern ist?
Wie viel Korea trage ich in mir? Wie viel dieser Kultur müsste ich verstehen, ohne sie erlebt oder gelebt zu haben?
Korea oder Asien ganz allgemein hat mich als Reiseziel nie besonders gereizt.  Und auch jetzt,  bin ich mir nicht sicher, ob ich mich dort wohlfühlen werde.  Ich weiß schon jetzt, dass mir die deutsche Sprache fehlen wird. In einem Land zu sein, ohne mich verständlich machen zu  können behagt mir ganz und gar nicht. Aber unser lieber Koreaner hilft mir ja weiterhin tapfer beim Lernen. Übrigens habe ich seit gestern ein neues koreanisches Lieblingswort.: 물고기 gesprochen Mul Gogi.  Mul heißt Wasser und Gogi heißt Fleisch.  Wer kommt drauf?
Sinngemäß übersetzt ergibt es : Fleisch aus dem Wasser, kurz : Fisch. 
Das habe ich gestern gelernt.
Übrigens durften wir es uns  nach getaner Arbeit wieder gut gehen lassen. Es gab ein weiteres traditionelles Gericht namens 삼곱살 Samyeopsal,  gebratener Schweinebauch.  Das Fleisch wird in sehr dünnen Scheiben auf dem Tisch gegrillt. Die beiden haben das Fleisch extra für uns bestellt,  weil wir Deutsche das Fleisch ja lieber etwas dicker mögen.  Und wieder haben wir das Fleisch zusammen mit Reis und einem Klecks gesalzenes Sesamöl in den Mund balanciert.  Und lecker war es.  Es hat auch Spaß gemacht.  Ein bisschen ist es wie Raclette,  weil jeder auf sein Salatblatt stapelt,  was ihm schmeckt.  Reis,  Fleisch,  Sesamöl,  Kimchi und was immer auf dem Tisch steht.  Toll!
Aber ich möchte nach diesem kulinarischen Ausflug doch noch einmal ganz an den Anfang des Beitrags zurück.  Sprachbarrieren.  Ganz ehrlich habe ich den Titel und zwei Stichpunkte dazu schon vor einiger Zeit gespeichert,  um nicht zu vergessen,  dass es ein Thema werden sollte. Mir kommt nämlich immer wieder der Gedanke,  wie seltsam es ist eine Sprache zu lernen,  die ich in den ersten neun Monaten meines Lebens ständig um mich herum hatte.  Die ich kannte und soweit verstand,  wie es einem Säugling eben möglich ist.  Und scheinbar war es möglich.  Als ich nämlich im Alter von neun Monaten nach Deutschland kam, stellen meine Eltern nach einer Zeit fest, dass ich nie reagierte, wenn jemand mit mir sprach. Sie gingen mit mir zum Arzt. Er riet ihnen dazu in meiner Gegenwart Lärm zu machen. Das taten sie auch,  indem sie hinter mir eine Tür zuknallen ließen.  Wegen des anschließenden Gebrülls, wussten sie danach,  dass ich zwar gut hören aber offensichtlich nicht verstehen konnte,  was sie sagten.  Wie denn auch? Ich „sprach“  ja Koreansich. Die seltsamen Laute der Deutschen habe ich damals wohl nicht als Sprache erkannt,  so fremd war mir das alles.  Und nun ist es anders herum.  Deutsch ist zu meiner Muttersprache geworden und ich mühe mich damit ab,  Koreanisch lernen zu wollen.  Verkehrte Welt.

Verkehrte Welt herrscht übrigens auch beim Hausbau.  Wir haben heute nämlich eine Küche gekauft.  Müssen wir nun das Haus um die Küche herum bauen? Naja die Planer werden schon wissen was sie tun. Immerhin haben sie uns zur Eile geraten.  Und die Küche stand im Fachmarkt, als hätte ma  sie für uns dort aufgestellt.  Ausgemessen,  ein bisschen unseren Wünschen angepasst und schon war sie unser, perfekt!