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Die Büchse der Pandora

Vor einigen Jahren kommunizierte ich im Internet unter dem Pseudonym Pandoras Box. Und irgendwie fühle ich mich im Moment wie Pandora, die ihre olle Blechbüchse in den Händen hält und den Dosenöffner bereits angesetzt hat. Noch ist die Dose nicht ganz offen. Aber einen Blick konnte ich bereits hinein werfen. Allerdings habe ich nichts erkennen können, nur ein wildes Durcheinander.
Ich wusste von Anfang an, dass die Möglichkeit besteht, meine birth family zu finden. Tatsächlich aber habe ich nur verschwindend geringe Chancen für mich gesehen, dass das wirklich eintritt. Und nun bin ich noch nicht einmal in Seoul und es wurde evtl. mein Vater gefunden. Ich weiß, dass es nur eine Vermutung ist, da die Polizei aber an diesem Mann dran bleibt, wird sie mit großer Sicherheit meinen Vater in ihm vermuten. Ist schon irgendwie verrückt die ganze Situation. Wahrscheinlich sollte ich mich darüber freuen. Es verwirrt mich aber nur. Und wieder frage ich mich, ob ich das Richtige tue. Ich meine, sollte er sich identifizieren und wahrhaftig mein biologischer Vater sein, ich würde ihn in Korea treffen.
Doch allein die Vorstellung, ein kleiner Koreaner, tritt auf mich zu und erzählt mir was von Vaterschaft, ist für mich absolut unvorstellbar. Mein Vater und der Rest meiner Familie, alle sind blond und mehr oder weniger blauäugig. Da passt so ein Koreaner absolut nicht ins Bild. Und was soll ich dann mit ihm anfangen? Umarmen? Nett lächeln? Die Hand schütteln? Er ist ein Fremder für mich, sogar noch mehr als nur fremd. Er lebt am anderen Ende der Welt, in einer völlig anderen Kultur. Was sollte ich dann mit ihm reden? Von meinen jämmerlichen Sprachkenntnissen mal abgesehen wüsste ich nicht was ich sagen sollte.
Ich weiß, ich mache mir viel zu viele Gedanken um eine Sache die bisher fast nur Spekulation ist. Und trotzdem hören die Gedanken nicht auf zu kreisen. Irgendwas in mir verlangt ganz dringend nach Antworten. Nur doof, dass ich die Fragen nicht kenne.

Aber gut, ich habe noch 26 Tage Zeit darüber zu sinnieren. Das sind immerhin noch fast vier Wochen. Wer weiß schon was bis dahin noch passieren wird. Viel drängender wird langsam die Frage: Was um Himmels Willen soll ich nur einpacken?