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Kirche mal anders

Diese Woche war furchtbar stressig. Ich kam mir vor wie ein Taxidienst. Außerdem gab es keine Chance etwas Regelmäßigkeit in unseren Alltag zu bringen. Ich war also völlig platt. Wenigstens konnte ich so mal wieder schlafen. Leider mussten wir das Treffen mit unseren Koreanern am Freitag ausfallen lassen. Das war so schade aber mit allen Kindern und keinen Nerven wäre das eine Katastrophe geworden. Damit ich aber nicht auch noch meine koreanische Begrüßung vergesse (im Moment bin ich einfach nicht in der Lage mir irgendwas zu merken) sind wir heute nach Bremen gefahren. Dort gibt es eine evangelische koreanische Gemeinde. Schon lange hatten wir vor dort an einem Gottesdienst teilzunehmen. Und nun hat es endlich geklappt.

Mit Hyongu haben wir  vorher vereinbart, dass wir hinterher zusammen lernen werden. Ich sag es euch, irgendwann wird er in Tränen ausbrechen oder mich alternativ in doe Aller schubsen. Er müht sich immer so mit mir ab und ich vergesse alles. Für das nächste Mal hat er geplant mir einen Zettel mit den wichtigsten Phrasen zu schreiben, sozusagen ein persönlicher Mini-Sprachführer. Das wird also meine Überlebenspolice in Seoul. Ich hoffe wirklich, dass ich dort niemals verloren gehen werde. Ich würde vermutlich nie mehr nach Hause finden.

Nach Bremen sind wir zu Viert gefahren, Mini haben wir bei meinen Eltern gelassen. Wir sind sehr herzlich empfangen worden. Als wir kamen, hatte der Gottesdienst schon begonnen und wir blieben im Eingang stehen um uns zu orientieren. Aber es kamen direkt Menschen, die uns Plätze anboten und uns sogar ein Gesangbuch gaben. Im Anschluss haben uns Hyongu und SangAh begrüßt und uns zum Essen eingeladen. In der Gemeinde ist es Sitte, sich nach der Kirche noch im Gemeinderaum zu treffen und gemeinsam zu essen. Dort war auch Mikyung und hat uns gefragt, wie meine Fortschritte sind. Aber da gab es leider nicht viel zu berichten. Ich habe mich aber sehr gefreut sie zu sehen. Wir wurden einigen anderen Koreanern vorgestellt und alle waren sehr freundlich und offen, ja fast herzlich. Ich habe mich sofort sehr wohl gefühlt, was ir sonst unter Fremden eher schwer fällt.

Auch diese Erfahrung stimmt mich nachdenklich. Wie viel Korea steckt in mir? Diese Frage habe ich schon häufiger erwähnt und sie beschäftigt mich immer mehr. Wenn ich überlege wie sehr ich Korea als Kind und als Jugendliche und auch später noch abgelehnt habe, scheint mir mein Interesse fast ein bisschen unheimlich. Es ist als hätte irgendetwas in mir sich gelöst, sich einen Weg gesucht, um hervor zu brechen. Und nun sauge ich alles auf. Ja, ich genieße es sogar diese mir fremde Kultur kennenzulernen und vielleicht lerne ich auch sie als Teil von mir zu sehen und zu akzeptieren. Vorhin kam mir der Gedanke, wie seltsam es wäre, würden wir jeden Sonntag mit den Kindern diese Gemeinde besuchen. Sie würden wahrscheinlich nach einiger Zeit Koreanisch verstehen und vermutlich viel schneller, viel besser sprechen als ich. Irgendwie eine wirklich merkwürdige Vorstellung.